Der Schulweg: Darf mein Kind alleine zur Schule laufen?
Mit dem Beginn der Grundschulzeit beginnt für die Eltern und das Kind ein neuer Lebensabschnitt. Neben hoffentlich viel Vorfreude auf das Lernen und die neue Umgebung stellen sich dabei auch ganz praktische Fragen im Rahmen des Schulalltags. Einige betreffen dabei auch den neuen Schulweg. Darf ein Kind bereits ab dem ersten Schuljahr alleine zur Schule laufen? Oder braucht es dabei Begleitung? Oder wäre vielleicht sogar die Fahrt mit dem Auto notwendig? Wir helfen bei der Abwägung dieser wichtigen Fragen mit unseren Tipps und Überlegungen.
Ein klares Statement: Kinder sollen laufen
Experten sind sich bei der Frage, ob ein Kind zur Schule laufen oder mit dem Auto gebracht werden sollte, einig: Das Kind sollte laufen. Pädagogen und Psychologen sehen dabei gleich mehrere Vorteile, wenn ein Kind den Schulweg zu Fuß (oder bei Bedarf mit dem Schulbus) zurücklegt:
Das Kind hat bereits vor dem Unterricht eine Portion Bewegung gehabt und frischen Sauerstoff getankt
Die frische Morgenluft und die körperliche Aktivität sind besonders förderlich, wenn es im Anschluss an den Schulunterricht geht. Der Schulweg zu Fuß unterstützt die Konzentration und ermöglicht das Stillsitzen zu Beginn des Tages.
Das Kind übt mit dem Schulweg Selbstständigkeit ein
Ein Kind, das seinen Schulweg selbst zu Fuß oder mit dem Bus bewältigt, kann stolz auf sich sein und erhält Erfolgserlebnisse, die sein Selbstwertgefühl unterstützen.
Der Kontakt zu Gleichaltrigen auf dem Schulweg stärkt die Sozialkompetenz
Es macht einfach Spaß. Gemeinsam mit Nachbarskindern und Mitschülern wird bereits auf dem Schulweg geredet, gelacht und gescherzt.
Die Verkehrskompetenz des Kindes nimmt zu
Denn es muss alleine im Straßenverkehr zurechtkommen und übt dabei täglich wichtige Verkehrsregeln ein. Es lernt neue Situationen im Straßenverkehr kennen und weiß künftig darauf zu reagieren.
Das Ziel
Sollte daher sein, dass Ihr Kind den Schulweg alleine und zu Fuß oder mit dem Schulbus absolviert. Aber natürlich muss das nicht ab dem ersten Schultag so sein. Manche Kinder trauen sich den Weg noch nicht von Anfang an zu oder auf dem Schulweg gibt es vielleicht besondere Gefahrenstellen, die eine besondere Vorsicht notwendig machen. Mit den folgenden Tipps gelingt es Stück für Stück, dass Ihr Kind den Schulweg sicher und alleine zurücklegt und sich dabei wohlfühlt:
Klare Regeln für den Schulweg
Besprechen Sie mit Ihrem Kind klare Regeln, die auf dem Schulweg gelten. Dazu gehören zum Beispiel das klare Festlegen des Weges, der Verzicht auf Klettereien oder Toben mit Mitschülern am Straßenrand, das Verbot, zum Fluss zu laufen und das Abstandhalten an der Verkehrsampel. Sie sollten den Weg in jedem Fall mehrmals mit Ihrem Kind komplett ablaufen und alle Gefahrenstellen besprechen, bevor das Kind das erste Mal alleine den Schulweg bewältigt. Besprechen Sie mit Ihrem Kind auch wichtige Verhaltensregeln für Sondersituationen (Gewitter, Starkregen, Stau, Überschwemmung).
Eine Laufgruppe initiieren
Im Idealfall laufen mehrere Kinder aus Ihrer Straße gemeinsam zur Schule. In der Gruppe wird der Schulweg sicherer und macht mehr Spaß. Sprechen Sie mit den Eltern aus Ihrem Wohngebiet und vereinbaren Sie einen gemeinsamen Treffpunkt am Morgen. Von diesem aus geht es dann gemeinsam los. Wenn Sie in einem Wohngebiet mit vielen Familien leben, gibt es vermutlich schon eine Laufgruppe, die Ihr Kind aufnehmen kann.
Anfängliche Begleitung zu Fuß
Ihr Kind muss nicht vom ersten Schultag an alleine zur Schule laufen. Begleiten Sie Ihr Kind in den ersten Tagen und Wochen zu Fuß so weit wie das Kind oder Sie es für richtig halten. Zum Beispiel bis über die Bundesstraße oder bis in Sichtweite der Schule. Je nach Ihrem Bauchgefühl und dem Gefühl des Kindes kann die Begleitung dann gekürzt oder abgeschafft werden. Möglich ist es auch, in der Übergangsphase das Kind mit Abstand zu begleiten. Das Kind und Sie haben so die Sicherheit, dass Sie schnell reagieren können und das Kind gibt dennoch Tempo, Weg und Entscheidungen vor.
Das Tempo des Kindes beachten
Manche Kinder sind eher ängstlich, andere sehr wagemutig. Hören Sie auf die Bedürfnisse Ihres Kindes, damit Sie dieses weder über- noch unterfordern. Sie müssen Ihr Kind nicht zu früh dazu drängen, den Schulweg alleine zu laufen und Sie müssen ein Kind nicht begleiten, wenn es von Anfang an alleine laufen möchte, sofern Sie keine großen Gefahren erkennen. Bleiben Sie entspannt und entscheiden Sie gemeinsam mit Ihrem Kind. Wichtig ist nur beim Laufen zu bleiben. Wechseln Sie nicht aus Bequemlichkeit zum Auto.
Technische Möglichkeiten zur Beruhigung
Ganz klar: Es ist nicht unbedingt notwendig, aber wenn es sich für Sie und Ihr Kind besser anfühlt, dann können Sie die heutigen technischen Möglichkeiten nutzen, um den Schulweg sicherer zu machen. GPS-Uhren für Kinder, mit oder ohne Anruffunktion, ermöglichen Ihnen den Standort des Kindes zu bestimmen und bei Bedarf zu telefonieren. Auch GPS-Anhänger für den Schulranzen sind erhältlich und unterstützen Ihr Sicherheitsbedürfnis.
Wichtige Voraussetzung: Absprachen werden eingehalten
Bei der Entscheidung, ab wann Ihr Kind alleine den Schulweg absolvieren sollte, ist auch wichtig, ob das Kind sich gut an Absprachen halten kann. Manchen Kindern fällt dies sehr schwer, weil sie sich nicht an die Absprachen erinnern oder die Konzentration noch nicht ausreichend ist. Diese Kinder sollten dann länger begleitet werden als die Kinder, die schon sehr verlässlich mit Absprachen umgehen können. Lassen Sie hier Ihr Gefühl entscheiden und fragen Sie Ihr Kind ruhig ab: Worauf musst du an der Ampel achten? Was machst du, wenn es plötzlich regnet? Was darfst du auf keinen Fall auf dem Schulweg machen? Die Antworten helfen Ihnen, die Verkehrskompetenz Ihres Kindes besser einschätzen zu können.
Sondersituation: früher Arbeitsbeginn
Manche Eltern können Ihr Kind nicht auf dem Schulweg begleiten, da der eigene Arbeitsbeginn dies zeitlich nicht zulässt. Wenn nun auch keine Laufgruppe vor Ort ist, scheint die einzige Lösung oft die Fahrt mit dem Auto zur Schule zu sein. Dort muss das Kind dann auf den Schulbeginn warten oder die Frühbetreuung besuchen. Alternativ können Sie Ihr Kind aber auch zu einem Freund oder zu einer Freundin aus der Klasse oder Schule bringen. Besprechen Sie sich mit den Eltern. Dann kann der Schulweg von dort aus gemeinsam gestartet werden und die Zeitspanne bis zum Schulbeginn ist schöner verbracht als mit reinem Warten vor dem Schulgebäude.
Fahrrad, Roller und Co.: Mit Fahrzeugen zur Schule
Besonders im Frühling und Sommer kommt bei vielen Grundschülern recht bald der Wunsch auf, den Schulweg mit dem Fahrrad oder Tretroller zurücklegen zu wollen. Der Weg kann damit schneller und bequemer absolviert werden. Für die Fahrt mit dem Fahrrad haben fast alle Bundesländer und Schulen aber eine feste Regel: nicht vor der Fahrradprüfung! Diese findet je nach Bundesland im dritten oder vierten Schuljahr statt und ist eine unbedingte Voraussetzung dafür, dass ein Kind alleine mit dem Fahrrad zur Schule fahren darf. Vor diesem Alter können die Kinder viele Gefahren noch nicht richtig einschätzen und dürfen daher noch nicht alleine mit dem Fahrrad zur Schule. Beim Tretroller sieht das anders aus: Dieser darf genutzt werden, wenn die Eltern dies erlauben. Da auch mit dem Roller hohe Geschwindigkeiten erreicht werden, sollten Eltern sich davor sicher sein, dass Ihr Kind das Fahrzeug gut beherrscht und rechtzeitig bremsen kann. Und klar ist auch: Auch bei der Fahrt mit dem Roller ist das Tragen eines Helms unbedingt notwendig.
Fazit
Für Ihr Kind ist es definitiv am besten, wenn es den Schulweg läuft. Dieser Start in den Schultag unterstützt das Lernen optimal. Das Kind sollte aber erst dann alleine laufen, wenn Sie und das Kind dazu bereit sind. Bis dahin dürfen Sie Ihr Kind begleiten oder Sie finden Anschluss für Ihr Kind an eine Laufgruppe.