Groß- und Kleinschreibung
Die deutsche Rechtschreibung baut auf einigen Ausnahmen auf. Dies ist in anderen Sprachen wie dem Englischen oder Französischen nicht der Fall. So können Wörter in gewissen Situationen groß- werden, in anderen jedoch klein. Dabei kommt es immer auf den Kontext an, für welchen das Wort bzw. die Wörter verwendet werden sollen. Zudem können sich Wortarten in Sätzen verändern. Hier spricht man von einer Nominalisierung, aber dazu später mehr. Deshalb ist es besonders wichtig, dass du dir die folgenden Regeln gut einprägst. Damit wirst du bei deinem nächsten Text bzw. deiner nächsten Arbeit keine Rechtschreibfehler begehen. Im Folgenden werden nun die Regeln der Groß- und Kleinschreibung näher besprochen.
Regeln der Groß- und Kleinschreibung
Bei der Groß- und Kleinschreibung gibt es einige Regeln, welche du beachten solltest. Hierbei ist anzumerken, dass im Folgenden in erster Linie die Regeln für die Großschreibung erläutert werden. Daraus lassen sich aber gleichzeitig auch die Regeln für die Kleinschreibung ableiten. Anschließend folgen dann die Erläuterungen zur Kleinschreibung.
Die Regeln für die Großschreibung können in mehrere Gruppen untergliedert werden: Nomen, Nominalisierung, Satzanfänge, Höflichkeitsrede sowie Eigennamen und Titel. Nach diesem groben Überblick nun aber zu den einzelnen Kategorien:
Nomen werden großgeschrieben!
Nomen können auch als Substantive bezeichnet werden. Sie müssen immer großgeschrieben werden. Beispiele für Substantive sind: Kindheit, Haus, Genie oder Wien. Wenn du nun zwei Wörter miteinander verbindest, beispielsweise durch einen Bindestrich, werden die beiden Wörter auch großgeschrieben. Ein Beispiel dafür wäre das Schaurig-Schöne. Sollten mehrere Wörter aneinandergereiht werden, müssen sie immer durch einen Bindestrich miteinander verbunden werden. Hierbei wird das erste Wort großgeschrieben. Ein Beispiel dazu wäre das Durch-die-Klasse-rufen.
Besondere Vorsicht ist bei Wochentagen und Tageszeiten geboten. Die meisten, wie Montag, Dienstag oder Sonntag, stellen zwar Nomen dar, doch können diese auch als Adverbien verwendet werden. Wenn sie als solche eingesetzt sind, dürfen sie unter keinen Umständen großgeschrieben werden. Beispiele für Adverbien wären hier montags, heute oder morgen. Ein paar Beispiele für das leichtere Verständnis:
Sie kommt am Montag von ihrer Reise nach Hause. – In diesem Fall ist “Montag” ein Nomen. Peter hat montags abends für uns keine Zeit. – In diesem Fall wird das “montags abends” als Adverb benutzt. Anzumerken ist hier auch noch, dass “montags abends” auch zusammengeschrieben werden kann. Die Schreibweise spielt hierbei keine Rolle. Eine weitere Ausnahme bezüglich der Tageszeiten und Wochentage gibt es noch: Wenn Adverbien nach Tageszeiten, wie beispielsweise gestern, heute oder morgen, stehen, müssen sie großgeschrieben werden. In solchen Fällen handelt es sich bei ihnen um Nomen. Ein Beispiel zum Nachvollziehen: Sie kam gestern Morgen und geht heute Mittag.
Es muss auch erwähnt werden, dass gewisse Nomen nicht nur als Nomen verwendet werden. So gibt es Adjektive, welche auch als Nomen eingesetzt werden. Dazu gehören leid, schuld, recht, angst oder gram. Klein werden diese Adjektive immer dann geschrieben, wenn sie in Verbindung mit dem Verb “sein” stehen. Großgeschrieben werden müssen sie bei dem Verb “haben”. Anhand dessen kannst du auch leicht die richtige Schreibweise herausfinden. Ein paar Beispiele zur Erläuterung:
Sie ist schuld. – Hier wird “schuld” mit “sein” kombiniert, weshalb es sich hier um ein Adjektiv handelt, welches kleingeschrieben werden muss. Du hattest Recht. – Hier wird “Recht” mit “haben” kombiniert, weshalb es sich hier um ein Nomen handelt, welches großgeschrieben werden muss.
Es gibt aber nicht nur Adjektive, welche auch Substantive darstellen, sondern auch Präpositionen. Dazu gehören unter anderem kraft, laut, statt, trotz, seitens oder dank. Ein paar Beispiele:
Ich habe dank deiner Nachricht nicht das Fest vergessen. – Hier wird das Wort “dank” als Präposition verwendet.
Ich möchte dir meinen Dank aussprechen. – Hier wird das Wort “Dank” als Nomen verwendet.
Eine weitere Ausnahme stellen Pronomen und Zahlwörter dar, welche nicht näher bestimmt sind. Diese müssen unter allen Umständen kleingeschrieben werden. Dazu gehören unter anderem ein bisschen, ein wenig, viele, manche, wenige oder die meisten. Ein paar Beispiele:
Wir haben nur noch ein wenig von dem Saft übrig.
Die meisten der Schüler haben sich über die Geschenke gefreut.
Der Lehrer meinte, dass manche es niemals verstehen werden.
Substantivierung
Wie bereits erwähnt, können andere Wortarten, wie beispielsweise Adjektive, Verben oder Adverbien, nominalisiert werden. Dies kann auch als Nominalisierung bezeichnet werden. Das bedeutet, dass diese Wörter eigentlich kleingeschrieben, jedoch in diesen Situationen großgeschrieben werden müssen. Im Folgenden wird nun auf die einzelnen Wortarten und ihre Nominalisierung eingegangen.
Substantivierung von Adverbien und Präpositionen
Wenn Adverbien nominalisiert werden, müssen sie großgeschrieben werden. Ein Beispiel dafür wäre: Er lebt nur im Heute. Auch Präpositionen werden durch die Nominalisierung großgeschrieben. Beispiele dafür sind: Sie mussten zuerst das Für und Wider abwägen. Eigentlich wollte sie auf das ganze Drum und Dran verzichten.
Substantivierung von Konjunktionen und Interjektionen
Durch Nominalisierung werden auch Konjunktionen und Interjektionen großgeschrieben. Ein paar Beispiele für Konjunktionen sind: Es war nicht von dem Ob abhängig, sondern vom Wie. Hier gibt es kein Sowohl-als-auch. Ein Beispiel für eine nominalisierte Interjektion ist: Mit Weh und Ach gab er schließlich auf.
Substantivierung von Verben
Wenn Verben nominalisiert werden, müssen sie in der Regel großgeschrieben werden. Ein paar Beispiele dafür sind: das Rechnen, das Lesen, das Schreiben, das Sitzen, im Laufen, aber auch das Zustandekommen oder beim Kuchenbacken.
Wenn die Verben jedoch keinen Artikel, keine Präposition oder eine andere nähere Bestimmung erhalten, können sie entweder groß- oder kleingeschrieben werden. Das bedeutet, man kann sie in solchen Fällen sowohl als Verb als auch als Nomen verwenden. Ein Beispiel dazu: Sie lernen Segeln oder segeln.
Nominalisierung
Die Nominalisierung von Adjektiven und Partizipien
Wie bereits erläutert, sorgt die Substantivierung dafür, dass gewisse Adjektive bzw. ihre Partizipien großgeschrieben werden. Ein paar Beispiele: das Gute, das Folgende, der Genannte, der Einzelne oder das Neue.
Von dieser Grundregel gibt es jedoch einige Ausnahmen. So werden adverbiale Wendungen aus Präpositionen kleingeschrieben. Für artikellose und nicht weiter deklinierte Adjektive gilt dasselbe. Beispiele dafür sind: durch dick und dünn oder über kurz oder lang. In gewissen Fällen gibt es jedoch bei Wendungen aus Präpositionen, welche mit artikellosen und deklinierten Adjektiven kombiniert werden, die Möglichkeit, sie sowohl klein- als auch großzuschreiben. Dazu gehören beispielsweise: von nahmen oder von Nahmen; bis auf weiteres oder bis auf Weiteres. Wenn Adjektive oder Partizipien einen Artikel erhalten, werden sie kleingeschrieben. Voraussetzung dafür ist, dass sie eine Beifügung zu einem Substantiv sind.
Ein Beispiel: Er war der aufmerksamste unter allen Zuhörern. Im Superlativ werden Adjektive kleingeschrieben. Daran ändern auch Präpositionen wie “am” nichts. Es handelt sich hierbei nach wie vor um Adjektive. Beispiele dafür sind: am schnellsten, am leichtesten oder am nötigsten. Hiervon eine Ausnahme bilden adverbiale Wendungen, welche mit dem Superlativ eines Adjektivs kombiniert werden. Dazu gehören beispielsweise “aufs”, was auch “auf das” ausgeschrieben werden kann. Hier hast du dann die Möglichkeit, entweder groß- oder kleinzuschreiben. Ein Beispiel: Alles hat sich auf das Schönste oder auf das schönste verbessert.
Die Nominalisierung von Ordnungs- und Bruchzahlen
Bei der Substantivierung von Ordnungs- und Bruchzahlen musst du besonders Acht geben. Teilweise können hier die Unterschiede nur schwer erkannt werden. So wird beispielsweise “zehntel” in “ein Zehntel der Pizza” großgeschrieben, aber in “ein zehntel Gramm” kleingeschrieben. Ähnlich sieht dies auch bei den anderen Bruchzahlen aus. Die Ordnungszahlen werden jedoch aufgrund der Nominalisierung immer großgeschrieben. Ein paar Beispiele dazu:
Der Erste erhielt die größte Medaille.
Obwohl er nur Dritter wurde, hat sich der kleine Junge sehr gefreut.
Der Lehrer erklärte, dass der Letzte die Tafel säubern muss.
Allerdings gilt diese Grundregel nicht für alle Zahlen. So müssen Grundzahlen bis zu einer Million grundsätzlich immer kleingeschrieben werden. Ein Beispiel: Alle fünf sind jünger als Paul gewesen. Wenn Grundzahlen jedoch Ziffern bezeichnen sollen, wie beispielsweise Noten, werden sie hingegen großgeschrieben. Ein Beispiel dazu wäre: Der Junge hat eine Eins für seinen Deutschtext bekommen. Außerdem können die Zahlen “hundert” oder “tausend” auch großgeschrieben werden, wenn sie unbestimmte Mengen angeben. Ein Beispiel: Einige Tausend sind auf den Platz gekommen.
Satzanfänge
Wenn ein neuer Satz begonnen wird, muss das erste Wort großgeschrieben werden. Dabei spielt es keine Rolle, um welche Wortart es sich handelt. Auch nach einem Doppelpunkt muss groß weitergeschrieben werden, wenn darauf ein vollständiger Satz folgt. Ist dies nicht der Fall, muss nach dem Doppelpunkt mit einem Kleinbuchstaben begonnen werden. Ein Beispiel: Sie hatte es davor gesagt: Nun liegt er am Boden. Hier folgt auf den Doppelpunkt ein vollständiger Satz.
Höflichkeitsanreden
Bei der höflichen Anrede geht es darum, dass in gewissen Situationen Personen gesiezt werden müssen. Dies kann beispielsweise in einem förmlichen Brief, einem Bewerbungsschreibung oder einer E-Mail vorkommen. Hierbei werden “Sie”, also die dritte Person Einzahl bzw. “Ihnen”, “Ihre” und “Ihr” großgeschrieben. Ein paar Beispiele dazu: Vielen Dank für Ihren Anruf! Wir werden uns bald bei Ihnen melden! Ihr Problem wird in Zukunft früher bearbeitet werden!
Eigennamen und Titel
In vielen Fällen müssten die Wörter eigentlich kleingeschrieben werden, doch stellen sie Eigennamen oder Titel dar. Durch diesen Status werden auch sie großgeschrieben. Das gilt für Vor- und Nachnamen, aber auch für Bezeichnungen wie “der Erste Weltkrieg” oder “die Vereinigten Staaten von Amerika”. Ein paar Beispiele dazu:
Vor dem Kölner Dom fand gestern eine große Demonstration statt. Sie ist in die Vereinigten Staaten von Amerika gemeinsam mit ihrem Freund gezogen. Der Großvater kämpfte mit seinen besten Freunden im Ersten Weltkrieg.
Die Regeln der Kleinschreibung
Abschließend noch zu den Regeln der Kleinschreibung. Aus den vorhergehenden Ausführungen können bereits auch einige Regeln für die Kleinschreibung von Wörtern abgeleitet werden. Folgende Wortarten werden jedoch, abgesehen von den erläuterten Ausnahmen, grundsätzlich kleingeschrieben:
Adjektive wie beispielsweise rot, grün, schön, dünn oder rund. Adverbien wie beispielsweise deshalb, gerne, hier, wahrscheinlich oder vorher. Verben wie beispielsweise rennen, schreiben, singen, tanzen, lesen oder rechnen. Partizipien wie beispielsweise rennend, schreibend, singend, tanzend, lesend oder rechnend. Pronomen wie beispielsweise ich, du, sie, wir, ihr, mein, dein oder euer. Und Präpositionen wie beispielsweise hinter, auf, neben, unter, zwischen, neben oder bis.