Was ist eine Interpretation?
Bei einer Textinterpretation geht es darum einen Text zu deuten. Wichtigste Grundlage dafür ist eine Textanalyse, die zumeist im Zuge einer Interpretation vorgenommen wird. Mit einer Interpretation soll der Ausgangstext zunächst analysiert werden. In der Analyse können dann Interpretationshypothesen aufgestellt werden, mit welchen man sich dann in der Interpretation näher auseinandersetzt. Natürlich kannst du dich auch mehreren Interpretationsansätzen stellen, solange du jeden ausreichend bearbeiten kannst.
Unterscheidung zur Textanalyse
Die Textanalyse setzt sich mit den formalen, den inhaltlichen und den sprachlichen Besonderheiten eines Textes auseinander. Die Interpretation des Textes setzt mehr oder weniger dort an, wo die Analyse ihr Ende findet.
Allgemein zu beachten
Eine Interpretation wird immer im Präsens verfasst. Du solltest eine sachliche Sprache verwenden und die Argumente informativ darlegen. Baue in deinen Text auch Zitate aus dem Ausgangstext ein. Besonders gut ist es, wenn du auch über die jeweilige Fachterminologie verfügst. Dazu aber später noch mehr.
Wie ist eine Interpretation aufgebaut?
Wie viele andere Texte besteht auch die Interpretation aus einer Einleitung, einem Hauptteil und einem Schluss. Versuche diese drei Abschnitte deutlich in deinem Text zu markieren. Das machst du am besten mit Leerzeichen.
Die Einleitung
In der Einleitung werden die Basisinformationen über den Text wiedergegeben. So muss der Autor, der Titel, das Erscheinungsjahr, eventuell der Erscheinungsort als auch die Sorte des Textes angegeben werden. Optional kannst du auch die kultur- bzw. literaturhistorische Epoche nennen. In einem weiteren möglichst kurzen Satz informierst du dann den Leser über den Inhalt des Ausgangstextes. Bereits hier kannst du einen deiner Interpretationsansätze oder deinen Interpretationsansatz angeben.
Der Hauptteil
Beim Hauptteil solltest du auch auf eine Gliederung zurückgreifen. So hast du eine gute Struktur und vergisst auch nichts.
Inhalt: Zunächst solltest du kurz den Inhalt des Ausgangstextes wiedergeben. Hierbei ist es besonders wichtig, das Thema des jeweiligen Textes herauszuarbeiten, da du ja darauf auch deine Interpretation stützt. Beschränke dich jedoch auf das Wesentliche. Bei der Inhaltsangabe kann auf Details verzichtet werden, die für die restliche Handlung unerheblich sind. Der Inhalt soll nur einen kleinen Teil deines Textes ausmachen.
Struktur: Die Struktur eines Textes kann sich sehr stark unterscheiden. So haben die Lyrik, das Drama und die Epik unterschiedliche Strukturen. Versuche nun den Ausgangstext in eine dieser Kategorien einzuordnen. Mit Hilfe dieses Basiswissens kannst du dann die Gliederung, den Spannungsbogen und die Argumenttypen untersuchen.
Zunächst solltest du darauf eingehen, wie die Geschichte wiedergegeben wird. Hierbei geht es um den Erzähler. Du kannst zwischen drei verschiedenen Erzählperspektiven unterscheiden: dem auktorialen Erzähler, dem Ich-Erzähler und dem personalen Erzähler. Eine Sonderform stellt der neutrale Erzähler dar. Der auktoriale Erzähler verfügt über einen gewissen Wissensvorsprung und ist allwissend, da er nicht nur die Handlung selbst, sondern auch die Meinungen und Ansichten der handelnden Personen kennt. Er kann durchaus auch Wertungen der Handlungen vornehmen. Der auktoriale Erzähler kann anhand einer gewissen Leser-Erzähler-Kommunikation erkannt werden. Beim Ich-Erzähler übernimmt eine der handelnden Figuren die Wiedergabe der Geschichte. Diese Art des Erzählers kann anhand einer begrenzten Perspektive und einer gewissen emotionalen Nähe erkannt werden. Zudem sind solche Erzähler zumeist befangen. Der personale Erzähler gibt die Handlung aus der Sicht einer der handelnden Personen wieder. Das bedeutet, dass er die Geschichte lediglich aus der Perspektive dieser Person kennt. Wenn der Text über einen neutralen Erzähler verfügt, bedeutet das, dass du keinen Erzähler wahrnehmen wirst. Die Geschichte wird gewissermaßen durch eine Linse erzählt.
In einem nächsten Schritt solltest du auf die Erzählzeit und die erzählte Zeit eingehen. Bei der Erzählzeit geht es lediglich um die Dauer, die man benötigt, um den Text zu lesen. Die erzählte Zeit hingegen ist diejenige Zeit, die während der Handlung des Textes verstreicht. Als weitere Unterteilung kann zwischen einer Zeitraffung, einer Zeitdeckung und einer Zeitdehnung unterschieden werden. Bezüglich des Zeitablaufs in der Handlung selbst können drei Varianten angewendet werden. Zunächst gibt es den chronologischen Ablauf, was bedeutet, dass die Ereignisse in der richtigen Reihenfolge wiedergegeben werden. Weiter kann ein Text auch über Rückblenden bzw. Vorausblicke verfügen. Der Autor hat zudem die Möglichkeit, den üblichen Zeitbegriff innerhalb der Handlung aufzulösen. Vergiss auch nicht festzustellen, ob die Geschichte in einem Raum stattfindet oder nicht. Bevor du dich mit der tatsächlichen Struktur des Textes auseinandersetzt, müssen die handelnden Personen vorgestellt werden. Hierbei kannst du auch gleichzeitig deren Beziehungen zueinander erläutern.
Als Nächstes geht es konkret um den Aufbau des Textes. Hierbei solltest du dir folgende Fragen stellen: Gibt es mehrere Absätze? Wenn ja, stellen diese Sinnabschnitte dar? Gibt es Strophen bzw. Verse? Ist der Text in Kapitel gegliedert? Gibt es eine Einleitung, einen Hauptteil und einen Schluss? Wie beginnt der Text und wie endet er? Gibt es einen Spannungsbogen bzw. einen Wendepunkt?
Sprache: Auch bei der sprachlichen Analyse ist es durchaus sinnvoll, einem gewissen Ablauf zu folgen. Zunächst solltest du den Satzbau, dann die Wortwahl und die verwendete Sprache und abschließend die Stilmittel feststellen.
Der Satzbau: Bereits beim Durchlesen wird dir auffallen, ob der Autor kurze oder längere Sätze verwendet. Du wirst auch bemerken, ob es viele Einschübe gibt oder nicht. Im Zuge dessen kannst du gleich auch feststellen, ob es sich bei den Sätzen um Aussagesätze, Fragesätze oder Ausrufesätze handelt. Besonders häufig kommen hier Parataxen und Hypotaxen vor. Unter Parataxen versteht man Satzreihen und unter Hypotaxen Satzgefüge. Du solltest außerdem darauf achten, zu diesen Feststellungen auch gleichzeitig die Wirkungen auf den Leser zu erläutern.
Die Wortwahl: Hierbei geht es darum, ob der Autor beispielsweise Fremdwörter, umgangssprachliche Ausdrücke oder auch Dialekte verwendet. Besonders in neueren Texten wirst du auf Modewörter stoßen. Diese Stellen kannst du auch direkt aus dem Text als Zitat übernehmen. Achte hierbei auf die richtige Kennzeichnung der Stellen!
Die Sprache: Im Zuge der Untersuchung der Wortwahl wirst du auch relativ schnell feststellen, welche Art von Sprache der Autor verwendet. So gibt es unter anderem die Umgangssprache, die Standardsprache, die Jugendsprache, die Fachsprache, die Alltagssprache und den Dialekt. Einige Autoren haben zudem die Angewohnheit, einige Wortarten besonders häufig zu verwenden. So verwenden manche besonders häufig Adjektive oder auch Interjektionen. Bei manchen können auch Abkürzungen im Text wiedergefunden werden.
Die Stilmittel: Der Text kann über verschiedene Stilmittel verfügen. So gibt es unter anderem die Alliteration, die Klimax, die Ellipse, die Metapher, den Vergleich, das Symbol, den Parallelismus, die Personifikation, die Ironie, den Euphemismus oder auch die Ironie. Eine genauere Beschreibung der Stilmittel kannst du bei der Textanalyse finden.
Interpretation
Nach dem Abschluss der Analyse kommt es zur eigentlichen Interpretation. Hierbei solltest du dem Leser zunächst deine Thesen näherbringen. Vergiss hierbei nicht, dass du nicht unbedingt die “richtige” Interpretation der Geschichte vornehmen musst, sondern dass es vielmehr darauf ankommt, wie gut du deine These bestätigen kannst. Hier hängt es dann vor allem von deiner Fantasie ab. Du kannst aber auch eine Gesamtdeutung des Textes vornehmen. Stelle dir hier folgende Fragen: Warum haben die Personen gehandelt? Woher kommt dieses Verhalten? Was war die Intention des Autors? Welche Alltagssituationen können hiermit verglichen werden?
Kontext
Den Text in seinen jeweiligen Kontext zu setzen, kannst du auch vor der Interpretation vornehmen. Hierbei gehst du dann auf den historischen, kulturellen oder biografischen Kontext ein, in welchem die Handlung spielt bzw. in welcher die Handlung entstanden ist. Diese Einordnung kann dir vor allem bei der Interpretation dann von großer Hilfe sein. Vor allem, wenn es um die Intention des Autors geht, kannst du diese leichter durch die Einordnung in eine Epoche erfassen.
Schluss
Deine Interpretation sollte mit einem Schluss enden. Hierbei kannst du zunächst noch einmal deine Ergebnisse der Analyse und der Interpretation festhalten. Falls du im restlichen Text noch nicht darauf eingegangen bist, kannst du hier die Intention des Autors besprechen. Hierbei hast du auch die Möglichkeit, deine persönliche Meinung zu dem Text abzugeben. Du kannst natürlich immer eine Bewertung des Textes vornehmen.
Vorgehensweise beim Verfassen einer Interpretation
Schritt 1: Lies dir den Text durch!
Schritt 2: Streiche dir wichtige inhaltliche, sprachliche und strukturelle Punkte heraus!
Schritt 3: Mache dir Notizen zu deinen Gedanken! Fällt dir etwas beim Text auf? Welche Interpretationshypothesen hast du?
Schritt 4: Überlege dir, wie du deinen Text strukturieren wirst. Bei einer Interpretation ist es wichtig, dass eine gewisse Form durch den Text gegeben ist. Der rote Faden darf nicht verloren gehen.
Schritt 5: Überlege dir, welche Analyse du vornehmen wirst. Mache dir hierzu gerne Notizen.
Schritt 6: Überlege dir, wie du deine Interpretation ausgestalten möchtest. Welche Ideen und Gedanken kommen bei dir im Zusammenhang mit dem Text auf?
Schritt 7: Verfasse deine Interpretation.
Schritt 8: Lies dir den Text nochmals durch und korrigiere ihn auf etwaige Rechtschreibfehler. Wenn du zu viele oder zu wenige Wörter hast, musst du den Text entweder kürzen oder noch zusätzlich verlängern.
Formulierungen
Die Kurzgeschichte … handelt von ….
Die folgende Interpretation basiert …
Meine Interpretation stützt sich auf …
Im Zentrum der Kurzgeschichte ….
Die Autorin …
Im ersten Abschnitt …
Im zweiten Abschnitt …
Im Schluss wird …
Der Text/das Gedicht widmet sich dem Thema …
Der Text gliedert sich in …
Der Text teilt sich in …
Der Text lässt sich in folgende Abschnitte …
Die Geschichte kann in folgende Handlungsstränge …
Als Aussage kristallisiert sich …
Das zentrale Leitmotiv …
Auffällig ist …
Eine Belegstelle dafür kann in …
Dies wird beispielsweise in …
Ein Beispiel dafür ist …
Der Satzbau ist …
Der Autor setzt vor allem auf …
Folgende sprachliche Besonderheiten stechen hervor:
Der Text ist in der … verfasst.
Vor allem die Verwendung von … sticht hervor.
Der Text soll verdeutlichen …
Der Autor verfolgt das Ziel …
Die Intention des Autors ist es …
Dies bewirkt beim Leser …
Ich persönlich denke, dass …
Die Botschaft des Textes ist …
Für gelungen halte ich …
Auffällig ist am Satzbau …
Spannung wird durch … aufgebaut.
In der Zeile … kann der Höhepunkt/Wendepunkt gefunden werden.