Zeit füreinander: Ruhe und Erholung in den Familienalltag bringen
Schule, Arbeit, Sport, Hobbys, Freunde und Arzttermine: Der Familienalltag ist oft ganz schön prall gefüllt mit Terminen und Verpflichtungen. Wenn zwischen den einzelnen Programmpunkten mal wieder keine Zeit zum Durchatmen bleibt, kann das eine große Belastung für alle Familienmitglieder bedeuten. Deshalb ist es wichtig, immer wieder auch Ruhe und Erholung in den Familienalltag zu bringen.
Warum Ruhe und Erholung wichtig sind
Wir leben in einer Leistungsgesellschaft. Oft ist uns das Tempo, das damit verbunden ist, gar nicht mehr bewusst, weil wir es gewohnt sind. Wir rasen durch unseren Alltag und absolvieren, erledigen, leisten. Nach der Arbeit “schnell” zum Einkaufen, dann “schnell” die Kinder abholen und den Sohn “schnell” zum Fußball bringen. Auf diese Weise hetzen wir häufig durch unseren Tag und vergessen die Zeiten für Ruhe und Erholung. Die Mittagspause wird weggelassen, der Kaffee schnell im Stehen getrunken und die Kinder müssen ihre Hausaufgaben zwischen Sport und Elternabend quetschen.
Kennen Sie solche Tage? Fühlen Sie sich im Alltag mit Ihren Kindern auch oft gehetzt und überladen mit Terminen? Dann ist es ganz wichtig, dass Sie etwas unternehmen und sich neu strukturieren. Fehlende Ruhezeiten können zu innerer Unruhe, Konzentrationsproblemen, Verhaltensauffälligkeiten und im schlimmsten Fall zu psychosomatischen Beschwerden führen. Sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen.
In ruhigen Zeiten dagegen können wir entspannen, ausruhen und uns auch mal langweilen. Durch letzteres wird unsere Kreativität gefördert und wir entwickeln eigenen Ideen und entfalten unsere Potenziale. Wir können die Seele baumeln lassen und unsere Gefühle wahrnehmen.
Um wieder mehr Ruhe und Erholung in unseren Familienalltag zu bringen, können wir die drei Säulen der Stressbewältigung nutzen:
- Organisatorische Maßnahmen
- Ausgleichende und erholende Maßnahmen
- Überdenken der inneren Einstellung
Organisatorisches Ausmisten: Weniger ist mehr!
Ein Musikinstrument, ein Sport, ein gesellschaftliches Engagement. Und daneben natürlich noch Schule und Arbeit, Haushalt, Familie und Freunde. Und schon ist der Wochenplan voll und die Familie ist schnell überlastet. Da hilft nur eines: gründliches Ausmisten. Überlegen Sie gemeinsam als Familie, welche Hobbys und Aktivitäten wirklich wichtig sind und welche gestrichen werden können.
Setzen Sie sich dazu gerne mit der Familie zusammen und schreiben Sie alle Programmpunkte auf einzelne Kärtchen. Sortieren Sie dann gemeinsam: Wem ist welche Karte besonders wichtig? Was ist eigentlich nur noch Pflichtprogramm und bereitet keine Freude mehr? Versuchen Sie auf diese Weise gemeinsam festzulegen, welche Aktivitäten weiter im Familienprogramm bleiben und welche vorläufig pausieren oder komplett gestrichen werden.
Neben dem Ausmisten können Sie auch überlegen, welche organisatorischen Maßnahmen im Alltag zusätzlich Entlastung bringen können, zum Beispiel:
- Wer kann feste Aufgaben im Haushalt wann gut übernehmen (Einkauf, Staubsaugen)?
- Wie können die Schulverpflichtungen besser gemanagt werden?
- Wer kann bei den Hausaufgaben und beim Lernen helfen?
- Wer kann außer Ihnen Fahrdienste zu Hobbys und Sport übernehmen (Großeltern, Fahrgemeinschaft mit anderen Eltern)?
- Wie lassen sich Wege besser miteinander verbinden?
Die Akkus wieder laden: Ausgleichende und erholende Maßnahmen
Wie oft vergessen wir im Alltagsstress an uns selbst zu denken? Sicherlich viel zu oft. Erst wenn alles erledigt ist, gönnen wir uns Zeit für uns selbst und die Familie. Doch wie oft erreichen wir diesen Zustand überhaupt? Hier sollten Sie grundsätzlich umdenken. Für Sie und alle Familienmitglieder ist es enorm wichtig, dass Sie Ihre Akkus immer wieder aufladen. Nur so können Sie weiterhin die Belastungen im Alltag meistern.
Deshalb sollten Sie klare Zeiten festlegen, in denen jedes Familienmitglied Zeit für sich hat oder die Familie gemeinsame Zeit verbringt, ganz ohne Termindruck. Legen Sie etwa fest:
- Jeden zweiten Sonntag ist Familienausflug. Niemand nimmt sich an diesen Tagen etwas anderes vor.
- Freitagnachmittag erledigen wir gemeinsam Haushalt und Einkauf. Freitagabend hat dann jedes Familienmitglied Zeit für sich.
- Immer am Montag dürfen die Eltern am Abend spazieren gehen und die Kinder erledigen den Abwasch.
- Immer am Mittwoch dürfen die Kinder abends fernsehen und die Eltern erledigen den Abwasch.
Im Kern geht es bei diesen Festlegungen immer darum, dass jedes Familienmitglied mit seinen Bedürfnissen gesehen wird und ausreichend Zeit für sich zur Verfügung hat. Und natürlich um die Festlegung von gemeinsamer Familienzeit. Gelingt dies ohne große Planung: Wunderbar! Oft gehen diese Zeiten aber eher unter. Damit dies nicht geschieht, ist Planung wichtig.
Die innere Einstellung: Stressverstärker minimieren
Was genau macht uns eigentlich immer so viel Stress im Alltag? Wenn wir dieser Frage genauer auf den Grund gehen, stellen wir schnell fest, dass es zwei Stressquellen gibt:
Externe Stressoren
Diese kommen von außen auf uns zu und wir können sie nicht oder nur wenig beeinflussen. Zum Beispiel wichtige Arbeitstermine oder Termine für schulische Prüfungen oder Elternabende.
Eigene Stressoren / Stressverstärker
Durch unsere innere Einstellung verstärken wir so manchen Stress durch sogenannte Stressverstärker noch mehr. Zum Beispiel, wenn wir den Haushalt immer perfekt sauber haben möchten.
Die inneren Stressverstärker haben wir im Laufe unserer Erziehung von unseren Bezugspersonen gelernt oder unbewusst übernommen. Durch Ratschläge und Beobachtung in unserer Erziehung sitzen diesen zum Teil sehr fest in unserem Bewusstsein und beeinflussen unseren Alltag. Wir versuchen unseren eigenen Ansprüchen gerecht zu werden und sind viel zu streng mit uns.
Die wichtigsten Stressverstärker sind:
1. Mache alles perfekt.
2. Mache es allen anderen recht.
3. Kontrolliere alles.
4. Du musst das schaffen. Halte durch.
5. Beeil dich, mach schneller.
Kommen Ihnen diese Einstellungen bekannt vor? Bestimmt kennen Sie den einen oder anderen Stressverstärker von sich selbst. Gelegentlich sind diese auch sehr nützlich. Aber oft übertreiben wir es mit den stressverschärfenden Gedanken und versuchen tatsächlich immer ALLES perfekt zu machen oder es wirklich JEDEM anderen recht zu machen. Es fällt uns schwer Aufgaben zu delegieren oder wir haben das Gefühl stark sein zu müssen. Und dann unterliegen wir mit unserem Ruhe- und Erholungsbedürfnis den Stressverstärkern und opfern ihnen viel zu viel Zeit und Lebenskraft.
Die Lösung:
Umdenken. Versuchen Sie mal darüber nachzudenken, ob Perfektionismus wirklich immer sinnvoll und notwendig ist und ob Sie es wirklich jedem in ihrem Umfeld recht machen müssen. Hinterfragen Sie, ob Kontrolle immer notwendig ist und wie lange Sie eigentlich durchhalten müssen, bis Sie auch mal Schwäche zeigen oder aufgeben dürfen. Und warum beeilen Sie sich eigentlich immer so?
Diskutieren Sie diese Fragen gerne mit der Familie oder mit Freunden. Gemeinsam kommen Sie sicher auf Gedanken und Ideen, welche die Stressverstärker entkräften können. Und vielleicht können Sie dann besser umdenken und die Stressverstärker von oben umwandeln in:
1. Oft ist gut, gut genug!
2. Meine Bedürfnisse sind wichtig!
3. Ich vertraue den anderen. Sie schaffen das schon.
4. Ich darf auch mal Schwäche zeigen und Hilfe annehmen.
5. In der Ruhe liegt die Kraft.
Fazit: Drei Ansatzpunkte führen zum Ziel
Wenn Sie mehr Ruhe in Ihren Familienalltag bringen möchten, dann denken Sie an die drei Säulen der Stressbewältigung und planen Sie erste Maßnahmen. Zu Beginn ist das sicher erstmal mühsam und Sie müssen sich erst an die Veränderungen gewöhnen, aber mit der Zeit wird daraus Alltag und Sie werden mit mehr Ruhe und Erholung belohnt. Damit Sie nicht in alte Muster verfallen, schreiben Sie ihre Änderungspläne auf und hängen Sie diese gut sichtbar in Ihrem Haus auf. So werden Sie immer wieder daran erinnert.
Tag:Erholung